(Predigttext: Jes 60,1b)

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde!

Werde licht! Ganz einfach: Zwei kleine Worte.

Ein großer Auftrag.

Der kleine Buchstabe l am Wortanfang zeigt, worum es geht. Keine Leuchte sollen wir werden, kein Kerzenlicht, keine Laterne, sondern schlicht und einfach: licht, hell, durchscheinend.

Werde licht – „licht“ das ist eines der schönen alten Worte, die heute nur noch wenig gebraucht werden. Es trägt einen hellen, leicht Klang: licht.

Kaum ausgesprochen, ist es schon wieder verklungen, wie ein kurzer Schlag an eine kleine Glocke.

Werde licht – dieses Wort aus dem Vers von Jesaja richtet sich direkt an uns. Es lenkt die Aufmerksamkeit auf unsere Durchlässigkeit.

Werde transparent – könnte es auch heißen.

Transparent, durchscheinend wofür?

Schauen wir uns diese Lichttüte an. Ein orange-gelber Papierbeutel aus dünnem Laternenpapier. Die Farben sind schon erkennbar. Auch der Schriftzug: Werde licht.

Aber alles wirkt unscheinbar, matt. Entzünden wir innen das Licht ...

(Teelicht anzünden)

Nun treten die Farben hervor. Das Wort kommt zum Leuchten. Nicht nur die Tüte wird hell und dadurch farbkräftig. Das Licht greift auch Raum über sich hinaus.

Umso mehr, je dunkler es ist.

So ist ins Bild gesetzt, was Paulus in seinem zweiten Brief an die Korinther schreibt:

Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Wir warten in dieser Adventszeit darauf, dass ein Licht entzündet wird, das uns Menschen tief im Herzen berührt.

Wir warten darauf, dass uns ein Licht aufgeht, das uns tiefer berührt als alle anderen Lichter dieser Welt.

Wir warten darauf, dass ein Licht erscheint, dessen Leuchtkraft kein Ende hat, so dunkel es auch um uns sein mag.

Dieses Licht hat den Namen Jesus Christus.

Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten.

Dafür ist der Adventskranz ein wunderbares Symbol. Zwei Kerzen leuchten heute darauf.

Und dieser Adventskranz teilt uns mit vielfältiger Symbolik etwas mit.

Zuerst der Kreis. Der Adventskranz ist in der Form des Kreises gebunden.

In manchen Kulturen steht der Kreis für das Rad der Zeit. Wir stellen den Verlauf eines Jahres in der Form eines Jahreskreis dar.

Kein Anfang, kein Ende. Kreislauf des Lebens, der fortdauernden Schöpfung Gottes.

Geburt, Leben und Tod, Heimkehr zum Ursprung.
Unser ganzes Leben ist in diesem Kreis aufgehoben. Der Kreis wird nicht unterbrochen. Wir bleiben in der Ewigkeit Gottes geborgen.

Und so redet unser Adventskranz zu uns von der Hoffnung, vom Vertrauen darauf, dass wir immer von Gott begleitet werden.

Und er redet vom Glauben daran, dass der Tod Heimkehr, Beginn neuen, ewigen Lebens ist.

Der Zeuge dieser Hoffnung ist Jesus Christus, auf dessen Geburtstag wir uns vorbereiten.

Sichtbares Zeichen für diese Hoffnung ist auch die Farbe des Kranzes. Grün ist die Farbe der Hoffnung und des Lebens.

Ein nächstes Symbol des Adventskranzes ist die Zahl vier.

Im 6. Jahrhundert wurde die Zahl der Adventssonntage auf vier festgelegt.

Nach alter christlicher Zeitrechnung bestand die Welt viertausend Jahre, als Jesus geboren wurde.

Und so steht jeder Sonntag und damit jede Kerze für tausend dieser Jahre.

Die Vier war früher aber auch in anderer Hinsicht eine heilige Zahl.

Sie ist die Zahl der Vollkommenheit.

Vier Elemente: Erde, Feuer, Wasser und Luft.

Vier Jahreszeiten bilden den Jahreskreis.

Vier Evangelien berichten uns über Jesus.

Die Zahl vier weist uns darauf hin, dass wir mit der Geburt Jesu, mit seinem Leben, Sterben und Auferstehen ein Bild der vollkommenen, neuen Schöpfung vor Augen gestellt bekommen, die von Gott her auf uns zu kommt.

Ein Reich der Liebe und Gerechtigkeit, ohne Hass, Krankheit und Leiden.

Von diesem Reich Gottes kann schon heute etwas unter uns aufscheinen, wenn wir uns von der Weihnachtsfreude anstecken lassen und das tun, was wir können, um Freude zu bereiten, Liebe zu leben, auch für andere da zu sein.

Adventszeit ist Zeit, darüber immer wieder neu nachzudenken. Und die Zahl vier erinnert uns daran.

Ein letztes Symbol, durch das der Adventskranz zu uns spricht, ist das Licht seiner Kerzen.

Jede Dunkelheit wird machtlos, wenn nur ein kleines Licht aufflammt.

Und so verkündet das Licht der Kerzen den Sieg des Lichts über die Finsternis, das mit Jesu Geburt in unsere Welt gekommen ist.

Die Finsternis ist noch nicht verschwunden, aber sie muss den Rückzug antreten. Sie hat nicht die Macht, diese Welt an sich zu reißen.

Und so sollen wir uns anstecken lassen von der Freude, der Hoffnung, der Zuversicht, die die Adventskerzen ausstrahlen und selbst zum Licht für diese Welt werden.

Werde licht! Also: Lichtzeichen Gottes, das etwas ausstrahlt: Güte, Barmherzigkeit, Liebe und Hoffnung.

Auf unserem Weg durch die vier Adventswochen soll uns ein Vers des Propheten Jesaja begleiten: Mache dich auf – werde licht – denn dein Licht kommt – und Gottes Glanz erstrahlt über dir.

Mache dich auf! – das haben wir in der letzten Woche gehört.

Heute: Werde licht.

Sie haben alle zu der Lichttüte auch eine Karte bekommen. Diese Karte ist zum Weitergeben in der Adventszeit. Vielleicht denken Sie an einen Menschen, von dem sie lange nichts gehört haben, dem sie ein Lichtzeichen weitergeben wollen. Das geht gut mit dieser Karte, einem adventlichen Gruß und der Aufforderung: Werde licht!

Und der Weg geht weiter: In den nächsten Gottesdiensten im Advent in unseren Gemeinden bekommen sie weitere Lichttüten, die den Bibelvers vervollständigen: Mache dich auf – werde licht – denn dein Licht kommt – und Gottes Glanz erstrahlt über dir.

Jede Woche ein Licht dazu. Ein wenig heller wird es auf unserem Weg, bis dann an Weihnachten der volle Lichterglanz erstrahlt und uns daran erinnert, dass Gottes Licht in die Welt gekommen ist.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

(Teile übernommen aus: Lichtzeichen auf meinem Weg. Vier Andachten zu Jesaja 60,1. GottesdienstInstitut der Evang.-Luth. Kirche in Bayern; Clemens Bittlinger, Bilder der Weihnacht. Stuttgart 2004.)