(Musik zu Beginn: H. Grönemeyer: Stück vom Himmel)

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde!

Ein Stück vom Himmel. Eine Ahnung davon, dass vieles besser, anders sein könnte.

An Himmelfahrt feiern wir, dass sich Himmel und Erde berühren, dass da eine Verbindung besteht. Der Himmel wird sichtbar.

Das Blau des Himmels, die Wolken, manchmal das Grau – das sehen wir jeden Tag.

Den Himmel, über den Herbert Grönemeyer in „Stück vom Himmel“ gesungen hat, dass ist der Himmel Gottes, die Wirklichkeit Gottes.

Die kann auch immer mal wieder sichtbar werden. Die sollte immer mal wieder sichtbar werden.

Damals zur Zeit Jesu war der Auftrag ganz klar. Jesus hatte den Menschen alles Wichtige gesagt und gezeigt. Er hat ihnen vorgelebt, wie das aussieht, das Reich Gottes auf dieser Welt: Blinde hat er sehend gemacht, Lahme gehend, er hat sich mit denen an einen Tisch gesetzt, mit denen niemand etwas zu tun haben wollte, hat niemanden verurteilt, alle Menschen gleich behandelt.

„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ – dieses Gebot hat er den Menschen vorgelebt.

Und das alles mit einer unendlichen Lebensfreude, einer selbstverständlichen Gelassenheit.

Dieser Jesus war wirklich eins mit sich selbst, da waren keine Zweifel, die Ausstrahlung dieses Menschen muss umwerfend gewesen sein.

Selbst sein Tod konnte seiner Botschaft nichts anhaben. Im Gegenteil: da hat sich Unsterblichkeit gezeigt. Seine Liebe, die Liebe Gottes, hat sogar den Tod besiegt.

Auferstehung. Damit ihr Hoffnung habt, hab ich den Tod besiegt.

Seine Jünger hatten es dann leicht, wirklich an ihn zu glauben, zu glauben, dass dieser Mensch Gottes Sohn war. Denn er war wieder da. In veränderter Gestalt, auferstanden von den Toten.

Dann dieses wichtige Wort Jesu: Ihr glaubt, weil ihr mich seht. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

Deswegen auch nur die kurze Zeit, die 40 Tage, die er noch auf dieser Welt war.

Es war eben alles gesagt und gezeigt. Mehr konnte und wollte er nicht für uns Menschen tun.

Himmelfahrt. Ein Stück vom Himmel.

Seitdem liegt es an uns Menschen. Wir wissen, wie wir leben sollen. Wir haben eine Hoffnung, die stärker ist als der Tod.

Da müsste doch Lebensfreude, selbstsichere Gelassenheit selbstverständlich sein, oder?

Stattdessen:

„Warum in seinem Namen? Wir heißen selber auch.
Wann stehen wir für unsere Dramen? Er wird viel zu oft gebraucht.
Alles unendlich, unendlich.
Welche Armee ist heilig? Du glaubst nicht besser als ich!
Bibel ist nicht zum einigeln, die Erde ist unsere Pflicht!
Sie ist freundlich, freundlich – wir eher nicht.“

Glaubt irgendwer wirklich, dass Gott Krieg will? Dass Kriege im Namen der Religion irgendetwas verändern?

Gesagt wird: Wir kämpfen für die Wahrheit. Aber eigentlich: wir kämpfen, weil wir meinen, besser zu sein, es besser zu wissen. Also: nicht in Gottes, sondern in unserem Namen.

Es gibt keine heilige Armee. Und es gibt auch keinen besseren Glauben.

Toleranz und Liebe sollten die Überschrift für unser Zusammenleben sein.

Und da nützt es dann auch nichts, sich mit der Bibel zurückzuziehen, darüber zu grübeln, was mit dem oder dem Wort gemeint sein könnte.

Ihr sollt leben auf dieser Erde. Ihr sollt dafür sorgen, dass sie Lebensraum für alle bleibt.

Um das zu verstehen, muss ich nicht die ganze Bibel lesen. Das steht ganz am Anfang und ist eigentlich auch offensichtlich.

„Ein Stück vom Himmel,
ein Platz von Gott,
ein Stuhl im Orbit,
wir sitzen alle in einem Boot!
Hier ist dein Haus,
hier ist was zählt.
Du bist überdacht
von einer grandiosen Welt.“

Das heißt: keinem von uns ist zugemutet, die ganze Welt zu verändern. Es reicht, in meine Familie und meine Nachbarschaft zu schauen. Hier ist der Ort, an dem ich gebraucht werde. Hier lebe ich mit meinen Freunden, meinen Nachbarn, meinen Nächsten.

Wie schön ist es, wenn in dieser Gemeinschaft freundliche Worte ausgetauscht werden, jeder willkommen ist, jeder sich auf den anderen verlassen kann, kein Streit, sondern Versöhnung an erster Stelle stehen. Was im Kleinen funktioniert, wird sich dann im Großen auswirken.

Denn das stimmt ja: Wir sind überdacht von einer grandiosen Welt.

„Religionen sind zu schonen,

sie sind für Moral gemacht.

Da ist nicht eine hehre Lehre,

kein Gott hat klüger gedacht,

ist im Vorteil, im Vorteil.

Welches Ideal heiligt die Mittel?

Wer löscht jetzt den Brand?

Legionen von Kreuzrittern

haben sich blindwütig verrannt.

Alles unendlich, warum unendlich?

Krude Zeit.

Ein Stück vom Himmel

ein Platz von Gott,

ein Stuhl im Orbit.

Wir sitzen alle in einem Boot.

Hier ist dein Heim,

dies ist dein Ziel.

Du bist ein Unikat,

das sein eigenes Orakel spielt.

Es wird zu viel geglaubt,

zu wenig erzählt.

Es sind Geschichten,

sie einen diese Welt.

Nöte, Legenden, Schicksale, Leben und Tod,

glückliche Enden, Lust und Trost.

Ein Stück vom Himmel

der Platz von Gott.

Es gibt Milliarden Farben,

und jede ist ein eigenes Rot.

Hier ist dein Heim,

dies unsere Zeit.

Wir machen vieles richtig,

doch wir machen's uns nicht leicht

Dies ist mein Haus,

dies ist mein Ziel.

Wer nichts beweist,

der beweist schon verdammt viel.

Es gibt keinen Feind, es gibt keinen Sieg.

Nichts kann niemand verleiden,

keiner hat sein Leben verdient.

Es gibt genug für alle,

es gibt viel schnelles Geld,

wir haben raue Mengen,

und wir teilen diese Welt,

und wir stehen in der Pflicht.

Die Erde ist freundlich,

warum wir eigentlich nicht?

Sie ist freundlich,

warum wir eigentlich nicht?“

Ein Stück vom Himmel. Eine Ahnung davon, dass vieles anders, besser sein könnte.

An Himmelfahrt feiern wir, dass sich Himmel und Erde berühren, dass da eine Verbindung besteht. Der Himmel wird sichtbar.

Der Himmel wird immer dann sichtbar, wenn Streit überwunden wird. Wenn Menschen sich versöhnen. Wenn Liebe das Motiv unseres Handelns ist. Wenn Menschen sich die Hände reichen, sich umarmen. Wenn Vergebung und Neuanfang möglich sind.

Dann haben wir verstanden, was Jesus damit sagen wollte: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.