(Predigttext: Lk 8,4-8)

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde!

Über unseren christlichen Glauben zu sprechen, ist nicht selbstverständlich. Das ist kein Thema, was am abendlichen Stammtisch oder bei Familienfeiern auf den Tisch kommt. Darüber wird im Alltag nicht diskutiert, sondern geschwiegen.

Das ist nur sonntags in der Kirche anders, wobei auch da die Mehrheit aus Zuhörern besteht. Über seinen eigenen Glauben redet kaum jemand und schon gar nicht öffentlich. Das ist ja auch nicht so leicht. Wenn ich über meinen Glauben rede, sehe ich kaum Auswirkungen. Da wird nicht diskutiert, da bewegt sich kaum etwas. Ob es meinem Gegenüber etwas bringt, weiß ich nicht.

Und wenn der Glaube dann doch mal in den Medien Thema ist, ist das selten positiv. Ich denke an den Beginn dieses Jahres. Da ist eine Glaubensrichtung wieder mal ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, weil einige wenige Fanatiker meinten, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben.

Da wird es schwierig. Da wurde es schon immer schwierig, wenn eine Glaubensrichtung absolut gesetzt wurde.

Und dann sollen wir aus Überzeugung sagen: Ich bin Christ. Ich bin Christin. Und uns damit womöglich noch in die Öffentlichkeit stellen?

Das ist unbequem. Warum sollten wir das tun?

Unser Glaube ist zur Privatsache geworden.

Wir haben gerade eine Erzählung von Jesus gehört:

Ein Gleichnis über einen Menschen, der seiner Arbeit nachgeht. Er tut das, was er gelernt hat, was viele Generationen vor ihm auch schon getan haben. Er bringt Saatgut auf sein Feld und kann dabei nicht verhindern, dass ein großer Teil seines Aufwandes umsonst ist.

Aber trotzdem sät er. Er hofft, dass der großen Saat eine große Ernte folgt und so trotz allem genügend übrig bleibt.

Unsere Vorfahren wussten noch, dass Saatzeit Tränenzeit ist.
Im Speicher lagert den Herbst und Winter über das Korn. Am Jahresbeginn hat die Familie noch geradeso genügend zu essen. Die Vorräte schwinden. Trotzdem rühren sie das Saatgut nicht an, denn sie wissen: Nur wenn noch genügend Getreidesamen da sind, werden sie auch in diesem Jahr wieder eine gute Ernte haben. Denn nicht jeder Samen wird aufgehen. Es muss verschwenderisch gesät werden.

Das ist das einzige, was der Sämann tun kann. Verschwenderisch säen und hoffen, dass ein Teil der Saat aufgehen wird und so seiner Familie für ein weiteres Jahr Nahrung garantiert. Er kann seine Arbeit dafür tun, aber mehr eben auch nicht. Den Weizen, der einmal aus der Saat entstehen soll, kann er nicht machen. Und er kann auch nichts gegen die widrigen Umstände tun, die das Aufgehen der Saat verhindern.

„Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen’s auf.
Und einiges fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte.
Und einiges fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten’s.“

Um diese Umstände weiß der Sämann. Aber er lässt sich davon nicht abhalten. Er wird nicht ändern können, dass immer wieder ein Teil des Saatgutes zerstört wird. Aber trotzdem gibt er nicht auf, sondern tut weiter seine Arbeit.

„Und einiges fiel auf gutes Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht.“

Aus einem winzigen Samenkorn können hundert neue Körner entstehen. Ich sehe ein Weizenfeld vor mir. In einem satten gelb. Die Sonne scheint. Die Ähren wiegen sich leicht im Wind. Wunderschön.

Von dem Ertrag dieses Feldes kann der Sämann leben. So sieht er erst am Ende, mehrere Monate nach der harten Arbeit des Säens, dass es sich gelohnt hat. Der Schweiß und Mühe waren nicht umsonst. Er kann nun die Früchte seiner Arbeit ernten.

„Alles muss klein beginnen. Lass etwas Zeit verrinnen. Es muss nur Kraft gewinnen. Und endlich ist es groß.“

Der christliche Glaube hat in einem Kind seinen Anfang genommen. Jesus Christus – Mensch geworden. Daran erinnern wir uns an jedem Weihnachtsfest. Wir haben die frohe Botschaft auch im letzten Dezember wieder gehört. Gott ist als Kind in der Krippe zu uns gekommen. Er ist den Menschen nahe.

Das Neue Testament berichtet von vielen Menschen, bei denen diese Botschaft auf gutes Land gefallen ist, die angefangen haben zu glauben.

Zunächst ist da Maria, die alle Worte, die sie gehört hat, behalten und in ihrem Herzen bewahrt hat. Dann ist da Johannes der Täufer, der sich selbst als Wegbereiter Jesu verstanden hat und Jesus ankündigt als den, der mit dem Heiligen Geist taufen wird.

Und dann ist da Petrus, der auf ein Wort Jesu hin alles verlassen hat und sein ganzes Vertrauen in Jesus setzte.

Bei all diesen Menschen ist die Saat auf gutes Land gefallen. Sie haben gewohnte Wege verlassen. Neue Aufgaben angenommen. Zu neuem Selbstbewusstsein gefunden. So hat ihr Glaube Früchte getragen und sie sind für andere zum guten Land geworden.

So ist das, was einst ganz klein begonnen hat, im Stall von Bethlehem, zu etwas unendlich Großem geworden. Einer Glaubensgemeinschaft, die immer noch neue Kraft gewinnt und diese Kraft ausstrahlen kann.

Diese Kraft liegt in Begegnungen, die stärken. In einzelnen Worten, die mir zu kräftigenden Worten werden. In Erlebnissen, die Gemeinschaft spürbar machen.

Auch wenn da nicht groß drüber gesprochen wird. Die Kraft ist doch immer wieder spürbar. Zum Glück.

Ein Gegenbild:

Ein Sonntag im Januar. Das neue Jahr gerade begonnen. In der Kirche noch der Weihnachtsbaum, die Krippe, der Stern.

Ich habe noch den Lichterglanz von Weihnachten vor Augen. Die wunderbare Stimmung des Heiligabendgottesdienstes. Das Krippenspiel, das mich wieder sehr bewegt hat.

Und an diesem Sonntag?
Leere Kirchenbänke. Einige wenige, die sich auf den Weg gemacht haben.
Viele, die zuhause geblieben sind, anderes, besseres vorhaben an diesem Sonntag.

Weil sie nichts mehr erwarten von einem Gottesdienst?
Weil das keine Feier ihres Glaubens ist?
Keine stärkende Gemeinschaft erlebt wird?

„Es ging ein Sämann aus, zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen’s auf. Und einiges fiel auf den Fels; und als es aufging verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Und einiges fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten’s. Und einiges fiel auf gutes Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht.“

Für mich gehört dieser Text zu den schönsten und wichtigsten der Bibel.
Er ist aktuell da, wo dieses hundertfach Fruchtbringen erlebt wird.

Es ist unser aller Glaube, den wir da allsonntäglich feiern. Und diese Feier kann eine ungeheure Kraft gewinnen, die ausstrahlt.

Es ist unser, es ist Ihr Engagement, was da in der Bürgerstiftung Früchte getragen hat und weiterhin trägt. Die soziale Verantwortung, die Sie mit Ihrem Engagement wahrnehmen ist nichts anderes als das, was der christliche Glaube Nächstenliebe nennt.

Nicht wegschauen, wo Unrecht geschieht. Etwas tun, ganz praktisch oder durch Spenden, wo andere Not leiden.
Meinen Mitmenschen sehen, vom Ich auf das Wir blicken.

Und dafür immer wieder Kraft tanken.

„Alles muss klein beginnen. Lass etwas Zeit verrinnen. Es muss nur Kraft gewinnen. Und endlich ist es groß.“

Gott hat einmal mit uns allen in der Taufe einen Anfang gesetzt. Der Same des Glaubens ist in einem jeden von uns eingepflanzt. So habe ich das Samenkorn geschenkt bekommen.

Und wie jeder Same braucht er die nötige Pflege, um aufgehen, wachsen und Frucht tragen zu können.

Ein fröhlicher und hoffnungsfroher Blick in die Zukunft. Geduld an den schweren Tagen. Beharrlichkeit in der Rede mit Gott, gerade auch dann, wenn mein Gebet nicht unmittelbar etwas zu bewirken scheint.

Diese drei Dinge pflegen das zarte und kostbare Pflänzchen meines Glaubens. Das ist das, was ich dazu tun kann, damit einmal ein großer und starker Baum daraus wird, der die Stürme des Lebens aushält.

Was ist auf Ihrem Lebensweg aus dem Samenkorn des Glaubens geworden? Hat die Saat Frucht gebracht? Sind Sie einmal zum guten Land für andere geworden?

Denn darum geht es. Es ist nicht immer leicht, über den eigenen Glauben zu reden, eben weil es so unüblich ist. Aber dennoch ist es so notwendig. Nur wenn ich über meinen Glauben rede, wenn ich über das rede, was ich liebe, kann der Funke überspringen.

Wenn ich selbst von diesem Glauben begeistert bin, weil er mich durch dieses Leben trägt, kann ich auch andere davon begeistern.

Dazu braucht es nur ein klein wenig Mut zum ersten Schritt. Damit zu beginnen, über etwas zu reden, über das viele lieber schweigen. Was dann daraus wird, liegt nicht mehr in meiner Hand. Gott wird das Seine dazutun.

Und das ist doch eine wunderbare Hoffnung, die wir haben.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.