(Predigttext: 2. Korinther 13,11.13)

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Gemeinde!

Sie und Ihr habt heute alle einen Brief bekommen. Diese inzwischen doch veraltete Form der Kommunikation. Briefe schreibt heute kaum noch jemand.

Die älteren unter Ihnen, ja, die kennen noch Briefe. Ich denke, Sie haben schon so einige Briefe bekommen. Einige vielleicht auch aufbewahrt und immer wieder gelesen.

Mit Liebesbriefen tut man das ja gerne. Mit einem schönen Band zusammengebunden, in eine Schublade gelegt und immer mal wieder in die Hand genommen und den einen oder anderen gelesen.

Mit diesen Briefen sind Erinnerungen verbunden an längst vergangene Zeiten, schöne Erinnerungen, vielleicht auch ein bisschen wehmütige.

Aber eben: bleibende Erinnerungen.

Einen mir wichtigen Brief lese ich doch immer mal wieder.

Denn derjenige, der ihn geschrieben hat, hat sich damit ja auch viel Mühe gegeben.

Einen Brief hat man nicht mal eben schnell geschrieben wie heute eine E-Mail.

Nein, da wurde sich in Ruhe hingesetzt, jedes Wort überlegt und dann mit Tinte, oft sogar in Schönschrift aufgeschrieben.

Tja, und heute?

Da schreibt man schnell eine E-Mail oder noch kürzer eine WhatsApp. Das wichtigste wird dem anderen schnell mitgeteilt, aber nicht auf Dauer.

Da wird ein Brief – wenn er heute noch geschrieben wird – zu etwas sehr Besonderem.

Denn daran sehe ich, wieviel Zeit sich da ein anderer für mich genommen hat.

Da will er mir etwas Wichtiges und Dauerhaftes mitteilen.

So einen Brief haben Sie, habt Ihr heute bekommen. Das muss also schon etwas sehr Wichtiges sein, was darin steht.

Vielleicht haben einige ihn schon aufgemacht.

Ich werde das jetzt tun ...

Folgendes steht darin:

„Liebe Brüder und Schwestern:
Freut euch! Lasst euch innerlich festigen! Nehmt euch meine Ermahnungen zu Herzen!
Seid auf Einigkeit aus und lebt in Frieden miteinander.
Dann wird der Gott, der Liebe und Frieden schenkt, mit euch sein.

Ich wünsche euch allen die Gnade, die der Herr Jesus Christus gewährt.
Ich wünsche euch die Liebe, die Gott schenkt,
und die Gemeinschaft, die der Heilige Geist bewirkt.“

Da hat sich jemand wirklich viel Zeit genommen. In diesen wenigen Worten steckt eine ganze Menge. Einmal lesen reicht eigentlich gar nicht. Schöne Worte sind das auf jeden Fall.

Erstmal die Anrede: liebe Brüder und Schwestern.

Da steckt Gemeinschaft drin. Da merke ich gleich: ich gehöre dazu. Wir alle, die wir hier sind, sind als Brüder und Schwestern angeredet.

Also: Das ist Gemeinde. Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern. Da gehören Sie, da gehörst Du dazu.

Dann: Freut euch! Aufforderung zur Freude. Natürlich ist das schön, zur christlichen Gemeinschaft dazu zu gehören. Denn ich gehöre damit zu einer Gemeinschaft, die anders ist. In der jeder so dabei sein darf, wie er, wie sie ist. In der Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit zählen. In der ich mich nicht beweisen muss, nicht zeigen muss, wie toll ich bin, sondern einfach sein kann.

Wo ich immer wieder gesagt bekomme: Schön, dass du da bist.

An die Freude darüber lasse ich mich gerne erinnern.

Weiter steht in dem Brief: „Lasst euch innerlich festigen.“

Also: Steht dafür ein, woran ihr glaubt. Ihr geht regelmäßig in die Kirche, ihr gehört zur christlichen Gemeinde. Dann hat das auch Auswirkungen auf euren Alltag.

Damit könnt ihr Kritik aushalten, damit könnt ihr sagen: Ganz klar, ich gehöre zur christlichen Kirche, weil ich glaube. Das muss ich nicht in Frage stellen.

Dann: „Nehmt euch meine Ermahnungen zu Herzen!“

Mit Ermahnungen tun wir uns ja doch ein bisschen schwer. Kritik nehme ich doch schnell persönlich. Ich mag es nicht, wenn der andere etwas besser weiß.

Schauen Sie noch mal auf die Anrede: Liebe Brüder und Schwestern. Der Briefschreiber ist einer von uns. Da ist kein erhobener Zeigefinger, kein moralisches: ich weiß es besser, weil ich besser, schlauer, toller bin als du. Nein, in einer Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern kann auch mal ermahnt werden. Diese Ermahnungen erreichen mein Herz, da bin ich nicht beleidigt, sondern weiß, dass dahinter der Wille steckt, die gute Gemeinschaft zu erhalten.

„Seid auf Einigkeit aus und lebt in Frieden miteinander.“

Natürlich ist das das Ziel. Ich will mit niemandem im Streit leben. Ich möchte mit allen in unserer Gemeinschaft gut auskommen. Und der Frieden, der das Gegenteil von Krieg ist, ist ja zum Glück auch erreicht. Und doch ist das mit der Einigkeit so oft so schwierig.

Mir hat mal jemand einen Satz gesagt, der mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht: „Ich versuche allen Menschen, mit denen ich zu tun habe, mit Liebe zu begegnen.“

Dann klappt das mit der Einigkeit. Dann kann ich nämlich über manche Schwächen des anderen hinwegsehen, dann kann ich ihn so annehmen wie er ist. Und dann bin ich dabei auch ehrlich. Dann sage ich nicht hinten rum etwas anders, als ich meinem Mitmenschen auch direkt sagen würde.

Nun kommt ein sehr schönes Versprechen: „Dann wird der Gott, der Liebe und Frieden schenkt, mit euch sein.“

Gott hilft mir so zu leben. Gott schenkt immer wieder Gemeinschaft. Der Gott, der die Quelle aller menschlichen Liebe ist, gibt mir immer wieder die Kraft, selbst Liebe zu schenken.

Noch mehr: Gott gehört zu unserer Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern dazu. Er ist immer dabei und vor allem deswegen ist unsere christliche Gemeinschaft so eine besondere. Eine Gemeinschaft, in der ich mir immer wieder Kraft schenken lassen kann, weil Gott sie trägt.

Am Ende des Briefes drei gute Wünsche:

„Ich wünsche euch allen die Gnade, die der Herr Jesus Christus gewährt.
Ich wünsche euch die Liebe, die Gott schenkt,
und die Gemeinschaft, die der Heilige Geist bewirkt.“

Damit gibt uns der Briefschreiber etwas Wunderbares mit auf den Weg.

Zum einen sagt er uns, dass wir in dem, was wir tun, nicht alleine sind.

In unserem Bemühen um Einigkeit, Ehrlichkeit, Frieden und gutes Miteinander sind wir nicht alleine.

Jesus Christus gibt Gnade dazu, also er verzeiht mir dann, wenn ich in meinem Bemühen doch mal wieder scheitere. Wenn es nicht so klappt mit der Aufrichtigkeit und der Gemeinschaft. Christus weiß, dass ich mich darum bemühe, aber er weiß auch, dass dieser andere Weg der schwierigere ist.

Wenn ich nicht mit den anderen mitlästere, wenn ich für das einstehe, woran ich glaube, wenn ich mich meinem Nächsten zuwende, bin ich schnell sehr alleine, denn ich schwimme damit gegen den Strom, handele bewusst anders.

Dazu brauche ich die Kraft, die nicht nur aus mir selbst kommt.

Und dazu brauche ich auch die Liebe, die menschliche Liebe immer übersteigt. Die Liebe Gottes. Wer sich von Gott geliebt weiß, wer immer wieder Liebe erfährt, kann auch Liebe geben. Denn Liebe gehört zu den ganz wenigen Dingen im Leben, die mehr werden, wenn man sie verschenkt.

Als letztes: Die Gemeinschaft bewirkt der Heilige Geist. Auch hier wieder: Gemeinschaft funktioniert nicht so einfach, neben unserem Bemühen darum kommt auch hier etwas von oben dazu. Ohne den Heiligen Geist würde es die christliche Kirche nicht geben. Er schenkt immer wieder den Glauben. Er verbindet die unterschiedlichsten Menschen zu einer Gemeinschaft, die begeistert.

Danke, dass dieser Brief mich heute an all das erinnert hat.

Ein Brief übrigens, der schon vor vielen Jahren geschrieben wurde: Der Apostel Paulus ist der Absender und hat ihn damals seiner Gemeinde in Korinth geschrieben.

Heute erreicht er uns. Er erinnert immer wieder daran, dass die christliche Gemeinde anders ist.

Möge dieser Brief unsere Herzen erreichen.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.