(Predigttext: Ofb 15,2-14)

einspielen: Söhne Mannheims: Und wenn ein Lied 

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde!

Lieder lösen etwas in mir aus. Gefühle. Stimmungen. Sehnsucht.

Musik berührt ganz unmittelbar. Sie trifft oft mitten ins Herz.

Ich würde sogar behaupten: Ein Lied hören und dabei nichts fühlen ist unmöglich.

„Und wenn ein Lied meine Lippen verlässt, dann nur damit du Liebe empfängst. Durch die Nacht und das dichteste Geäst, damit du keine Ängste mehr kennst.“

Man sang und singt bis heute, wenn einem das Herz übergeht. Die meisten Lieder waren und sind immer Liebeslieder: von erfüllter oder verlorener Liebe, von verschmähter Liebe oder käuflicher Liebe.

Für mich gehören auch alle geistlichen und Kirchenlieder dazu. Denn da geht es um die Liebe Gottes, seine zu uns und unsere zu ihm.

Und auch Klagelieder sind nichts anderes als Liebeslieder, denn es geht in ihnen ja darum, die Liebe nicht mehr zu spüren.

Nur sind das eben leider so oft Lieder aus einer anderen Zeit. Wenn ich mir in unserem Kirchengesangbuch angucke, wann die Lieder darin geschrieben worden, verstehe ich schon, dass viele sagen, damit kann ich nichts mehr anfangen. Diese Lieder kann ich nicht singen.

Die sprechen mich eben gerade nicht an.

Ja. Musik hat auch immer mit der Zeit, in der ich lebe, zu tun. Unsere Großeltern haben noch ganz andere Lieder gesungen. Und was als schönes Lied empfunden wird, ist nun mal immer Geschmackssache.

Heute wird immer wieder gesagt, Jugendliche singen nicht mehr.

Das stimmt so nicht, oder? Songs, die etwas in euch anrühren, singt ihr mit.

Lieder, die verständlich sind, in Rhythmus und Sprache ansprechend, die singen auch Konfirmandinnen und Konfirmanden.

Und ich denke, dahinter steckt der Gedanke: Was mich nicht überzeugt, davon kann ich kein Lied singen.

Aber manchmal gibt es dann sogar Lieder, die die Generationen verbinden. Den Konfirmationsgottesdienst in Bornum haben wir vor zwei Wochen mit dem Lied „Kein schöner Land in dieser Zeit“ begonnen – auf Wunsch der Konfirmanden.

Das war das Lied, dass im Gottesdienst am lautesten erklang, weil wirklich alle mitgesungen haben, alle etwas damit anfangen konnten.

Solche Lieder finde ich die schönsten – Musik, die verbindet.

Bestimmte Anlässe sind auch ohne Musik gar nicht denkbar. Wenn heute Nachmittag der große Feuerwehrumzug durch Bockenem nicht von Musik begleitet wäre, würde denke ich allen etwas fehlen. Ein Schweigemarsch wäre sicherlich kein schöner Festausklang.

Und da gibt es noch so viele andere Anlässe, wo die Musik einfach dazu gehört. Auch jede Feier wäre ohne Musik einfach nur langweilig.

Deswegen wird auch im Gottesdienst gesungen, der wöchentlich Feier der Liebe Gottes.

Die Bibel steckt ja schon voller Lieder, die bekanntesten sprechen wir jeden Sonntag: die Psalmen.

Wir wissen, dass König David sie gesungen hat oder sich hat vorsingen lassen, aber wir kennen die Melodien nicht mehr.

Die Psalmen sind voller Gefühle: Freude, Dank, Lob, Klage, Anbetung, aber auch Hass und Beschimpfungen finden wir da.

Die ganze Palette menschlicher Emotionen also.

Und: wenn im Gottesdienst nicht gesungen würde, würde etwas fehlen.

Singen ist ein Herzensausdruck, deshalb sind wir beim Singen viel näher an Gott und er an uns.

Lieder sind gesungene Gebete, sie sind inniger, weil sie mehr von unserem Inneren zeigen.

Und da sollten das im Gottesdienst dann natürlich Lieder sein, die uns auch entsprechen, die wir mit Überzeugung singen können.

„Und wenn ein Lied meine Lippen verlässt, dann nur damit du Liebe empfängst. Durch die Nacht und das dichteste Geäst, damit du keine Ängste mehr kennst.

Sag ein kleines Stückchen Wahrheit und sieh, wie die Wüste lebt.

Schaff’ ein kleines bisschen Klarheit. Und schau wie sich der Schleier hebt.

Eine Wüste aus Beton und Asphalt, doch, sie lebt und öffnet einen Spalt.

Der dir Neues zeigt, zeigt, dass Altes weicht. Auch wenn, wenn dein Schmerz bis an den Himmel reicht.“

Dieser Text verbunden mit der Melodie transportiert so viel. Er bringt Schmerz zur Sprache und trägt gleichzeitig den Trost in sich.

Da kann es einem beim Hören tatsächlich besser gehen. Gerade in traurigen Situationen hilft es, ein tröstendes Lied immer wieder zu hören.

Musik dann tatsächlich als heilsam.

„Und ich sah, und es war wie ein gläsernes Meer, mit Feuer vermengt; und die den Sieg behalten hatten über das Tier und sein Bild und über die Zahl seines Namens, die standen an dem gläsernen Meer und hatten Gottes Harfen und sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker. Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden.“

Auch ein Lied.

Sehr rätselhaft steht es im Buch der Offenbarung.

Worte, die aber Bilder auslösen:

Wie aus weiter Ferne kommen Melodien über ein Meer?

Was sind das für Töne?

Was ist das für Musik?

Der, der das geschrieben hat, setzt der bedrückenden Gegenwart, in der er lebte, Hoffnungsbilder entgegen – und er singt Lieder gegen die Angst.

„Und wenn ein Lied meine Lippen verlässt, dann nur damit du Liebe empfängst. Durch die Nacht und das dichteste Geäst, damit du keine Ängste mehr kennst:

Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker. Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden.“

Dieses Lied hat auch einmal Generationen verbunden. Ein Loblied auf Gottes wunderbare Schöpfung.

Kantate – Singet.

Der heutige Sonntag erinnert daran, dass Singen, dass Musik so elementar wichtig ist.

Gegen Zweifel, Angst und Hoffnungslosigkeit singen wir das Lob der Liebe und der Schönheit, der Gerechtigkeit und des Friedens.

Singen ist Protest – Zeugnis von einer besseren Welt.

„Dieses Lied ist nur für Dich.
Schön, wenn es Dir gefällt.
Denn es kam so über mich.
So wie die Nacht über die Welt.
Schnellt Gefahr aus der Dunkelheit,
Bin ich zum ersten Schlag bereit.
Ich bin der erste, der Dich befreit.
Und einer der letzten, der um Dich weint.“

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.