Das Meilerfest in Ortshausen begann am 12.9.2015 mit der Einsegnung des Köhlermeilers im gottesdienstlichen Rahmen.

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Der Wortlaut der Predigt von Pfarrerin Sindermann:

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gemeinde!

Ein Märchen von 1835 beschreibt die Begegnung zwischen einem König und einem Köhler:

Salz und Brot segnet Gott (1835 von Victor Strauß)

Der König tief im Walde, allein auf seinem Ross,
hat sich verirrt, verloren von seiner Jäger Tross.
Es hungert ihn, ihn dürstet, er such den Wald hindurch,
und findet nicht die Seinen noch eines Mannes Burg.

Doch wie die Sonne sinket, die Nacht herunterbricht,
aus dunklen Tannengründen, schau! blickt ein gastlich Licht.
Der König reitet nieder; ein Kohlenmeiler glüht,
der alte, nackte Köhler ist flink umher bemüht.

Der König steigt vom Rosse und naht dem alten Mann,
sie wechseln ihre Grüße: „Nun, Alter, saget an!
Mich hungert und mich dürstet – habt Ihr von Speis und Trank,
dass ich mich dran erlabe? ich wüsst’s Euch immer Dank.“

Der Köhler gar vertraulich ihm auf die Schulter schlug,
und sprach zu ihm: „Gott hab’ ich und allerwege gnug.“
Ging drauf zu seinem Hüttchen, im Tannengrün versteckt,
von Scheiten aufgebauet, mit Rinde überdeckt.

Der König steht betroffen; was ist dem Herrn geschehn?
Was hat sein Ohr vernommen? Was hat sein Aug’ gesehn?
Schon war zurück der Alte, zwei Teller er ihm bot,
Schneeweißes Salz auf diesem, auf jenem schwarzes Brot.

Der König, beides nehmend, setzt sich demütiglich;
an Brot und Salz, dem weißen erquickt er freudig sich.
Und wieder bringt der Alte im Becher, holzgeschnitzt,
die klare Flut der Quelle, die hell am Feuer blitzt.

Der König nimmt es dankend, es gibt ihm neuen Mut:
„Ich muss dir’s immer lohnen, mein Wirt, wie wohl mir’s tut.“
Er bricht von seinem Sattel den Silberstegreif los:
„Die Gab’ ist wohlgemeinet, ist sie auch schon nicht groß.“

Der Alte nimmt es lächelnd; auf sitzt der Herr alsbald,
der andre fasst den Zügel und bringt ihn aus dem Wald.
Drauf wünscht der Wirt dem Gaste, der Gast dem Wirte Glück,
der Köhler kehrt zum Meiler, der Herr an Hof zurück.

Und als auf’s Neu zur Sonne der Vöglein Frühlied schallt,
zwei edle Diener sendet der König in den Wald,
ihm seinen Wirt zu holen tief aus dem grünen Tann.
Sie gehen und kehren schleunig und führen ihn heran.

Schon ist das Mahl bereitet, stolz prunkt der Gäste Kreis;
zur Seit’ ihm sitzen heißet der König seinen Greis.
Der staunt und weicht zurück: „Was ist mir da bereit’t?“
„Getrost, Freund!“ ruft der König, „Dir widerfährt kein Leid.

Es hat ja dieser Tage ein Herr bei dir gespeist,
blick’ um, ob du sein Antlitz noch zu erkennen weißt?“
Der Köhler zieht den Stegreif hervor im Augenblick:
„Mich dünkt, das seid ihr selber; verlangt ihr dies zurück?“
„Mit nichten, Freund, mit nichten; denn das war dir geschenkt,
Jetzt lohn’ ich dem, der unser in Köthen willig denkt,
denn wisse, Freund, du issest an deines Königs Tisch.“
Da ward dem Alten Seele, Gesicht und Auge frisch.

Man bracht’ ihm Fisch und Braten, Gebäck und edlen Wein,
Ja, dünkt ihm, da ist alles, was in der Welt mag sein.
Er dankte Gott der Gaben, davon so übervoll
Gewässer, Wald und Weinberg und Feld dem Menschen quoll.

Und als das Mahl geendet, man das Gerät enttrug,
der Herr dem Gast vertraulich auf seine Schulter schlug,
er bot ihm seine Rechte: „Nun, Freund, die Hand mir gib,
es war nicht viel zum Besten, nimm eben nur vorlieb.“

Der Greis erschrickt und zittert: was ist dem Mann geschehn?
Was hat sein Ohr vernommen? Was hat sein Aug’ gesehn? –
„Was bebst du?“ fragt der König. „Darf ich es sagen? Nein.“ –
„Du musst es, Freund, so wahr ich stets soll dein König sein.“ –

„Dann wisst, Herr; als ihr sprachet: Nun Freund, die Hand mit gib,
es war nicht viel zum Besten, nimm eben nur vorlieb:
da, hinter euch, da sah ich den Teufel glühend stehn.“ –
„Ist’s also? wohl, so sag’ ich dir auch, was ich gesehn.“

Als deine Hand im Walde mich auf die Schulter schlug,
und sprachst zu mir: Gott hab’ ich und allerwege gnug,
da, hinter dir, da sah ich den Engel Gottes stehn
und dir mit goldnen Flügeln die Schläfe sanft umwehn.

Drum aß ich froh genüglich von deinem Salz und Brot,
wie Wein war mir das Wasser, so deine Hand mir bot.
Geh heim zu deinem Meiler, zu deiner Hütte hin!
Dies aber will ich halten, so wahr ich König bin:
Bringt mir mein Tisch die Gaben, davon so übervoll
Gewässer, Wald und Weinberg und Feld den Menschen quoll,
und bringt er Salz und Brot nur, wie deine Hand mir trug,
nie sag’ ich mehr, es wäre nicht allerwege gnug.“

 

„Ein Lob auf die Bescheidenheit“ – könnte man dieses Märchen zusammen fassen. Es beschreibt einen Köhlermeiler und seinen Köhler, der völlig zufrieden mit sich und dem, was das Leben ihm bietet ist. Brot, Salz und Wasser – mehr braucht er nicht zum Leben. Er lebt in dem Glauben, dass sein Leben ein gesegnetes ist. Gott ist dabei in allem, was er tut.

Gott ist dabei in allem, was wir tun. Brot, Salz und Wasser genügen. Möge uns dieser Köhlermeiler dafür ein Symbol sein.

Ein Zeichen dafür, mit den kleinen, den einfachen Dingen im Leben zufrieden zu sein.

Wir sehen in diesen Tagen, wie früher die Kohle gewonnen wurde. Kohle, die dazu dient Wärme zu erzeugen, für uns heute im Zeitalter der Öl- und Gasheizungen zwar nicht mehr lebensnotwendig, aber eine schöne Erinnerung daran, dass wir uns verdanken, dass das, was wir haben, eben nicht so selbstverständlich ist.

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Und so segne Gott uns und diesen Köhlermeiler.

Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Amen. 

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 (Fotos: C. Lazarus)